Vereinfachung und Ersparnis
Grüne für Kindergeld-Totalreform
Die Grünen fordern eine Totalreform des Kinderbetreuungsgeldes: Künftig soll es nur ein Modell statt wie bisher fünf geben. Und auch ein "Papamonat" für alle Väter ist im grünen Modell vorgesehen - und nicht wie bisher nur für die Väter unter den Beamten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.1.2012
Für "radikalen Umbau"
Dass es derzeit fünf verschiedene Modelle für das Kinderbetreuungsgeld gibt, ist in den Augen der Grünen ein Wildwuchs, der für den Staat teuer, für die Eltern aber trotzdem völlig undurchschaubar und für Alleinerzieherinnen ungerecht ist, der vor allem die Mütter zu lange vom Beruf fernhält, die Väterbeteiligung nur langsam erhöht und die gewünschten Effekte von mehr Geburten und einer höheren Frauenbeschäftigung nicht bringt. Kurzum, so die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner: "Es muss ganz grundlegend umgebaut werden, durchaus radikal."
Ein einkommensabhängiges Modell
Und dieser radikale Umbau sieht für die Grünen so aus: Es soll künftig nur mehr ein Modell für ein Kinderbetreuungsgeld geben, das einkommensabhängig sein soll. Es soll 80 Prozent des letzten Netto-Einkommens ausmachen, mindestens aber 1.000 Euro und maximal 2.000 Euro. Dieses Geld soll ein Paar maximal 14 Monate in Anspruch nehmen können, wobei ein Elternteil maximal zehn Monate zu Hause bleiben können soll, das heißt mindestens vier Monate müsste der Partner übernehmen. Dadurch soll die Familienarbeit partnerschaftlicher aufgeteilt werden, sagen die Grünen. Sind die Eltern teilzeitbeschäftigt, sollen sie den Bezug des Kindergeldes auf 18 Monate ausdehnen können.
Papa-Monat für alle
Alleinerzieherinnen sollen auch die volle Zeit ausschöpfen können. Als Partner sollen sie "soziale Eltern" einsetzen können, das wäre zum Beispiel der neue Partner oder Großeltern, mit denen sie dann gemeinsam das Kinderbetreuungsgeld in voller Dauer beziehen könnten. Um die Väterbeteiligung zusätzlich zu steigern, sieht das grüne Modell auch einen "automatisierten" Papa-Monat vor. Das heißt, alle Väter sollten nach der Geburt des Kindes vier Wochen lang bei vollen Bezügen zu Hause bleiben können.
500 Mio. mehr für Kinderbetreuung
Laut Berechnungen der Grünen würde dieses neue Modell vor allem aufgrund der kürzeren Bezugsdauer Geld einsparen, sagt die Grüne Familiensprecherin Daniela Musiol: Teile der Steuerreform 2009 miteinbezogen komme man auf 500 Millionen Euro Sparpotenzial, das in Kinderbetreuung investiert werden könnte. Das würde ausreichen, um 80.000 Betreuungsplätze zu schaffen, so Musiol. Das würde auch rund 14.000 neue Arbeitsplätze bedeuten, rechnen die Grünen vor. Ihr Vorschlag: Spätestens ab dem ersten Lebensjahr des Kindes solle es einen Rechtsanspruch auf einen Gratis-Kinderbetreuungsplatz geben.